Liebe Hörerinnen und Hörer, ganz herzlich heiße ich, Claude Theiss, sie willkommen zum abendlichen Gebet im belgischen Rundfunk. Ich bin fest davon überzeugt, dass viele unter uns gestern betroffen waren von der Nachricht des Todes von Altbischof Aloys Jousten. Er hat mich zu Beginn meines Priesterseins tief geprägt und wesentlich geholfen, in der Tiefe und Weite zu wachsen. Unser Gebet heute Abend möchte ich ihm widmen und auch besonders seiner Familie, die ganz bestimmt durch diesen plötzlichen Tod geschockt und tief traurig ist.
Lied cd Chormusik Nr 23 (Von guten Mächten 2’33)
Kreuzzeichen + Einführung
Im Kreuzzeichen steigen wir ein in dieses Gebet: im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Gott wir wenden uns an dich in unserer Betroffenheit wegen des Todes unseres Mitbruders Aloys Jousten und im Mitgefühl für seine Familie und Freunde, die um ihn trauern.
Du kennst den Menschen und Bischof unseres Bistums mit seinem Hirtenherzen und seiner Nähe zu den Kranken und einfachen Menschen. Du weißt um seine Sorge für die Menschen in Not und seine Fähigkeit einfühlsam zuzuhören. Du hast in ihm die Sehnsucht geweckt, aus deinem Wort zu leben und es in die Welt von heute hinein zu tragen. Du hast in ihm die Begeisterung entfacht, dieses Wort weiterzugeben – nicht nur durch Worte, sondern durch sein ganzes Leben.
Du hast ihm Weisheit und Weitsicht gegeben, um die Herde in deinem Namen auf die Zukunft hin auszurichten und auf die Kraft deines Geistes zu vertrauen, der uns begleitet und stärkt.
Du hast uns in ihn einen tiefgläubigen, suchenden und weitblickenden Menschen gegeben, der in uns Spuren hinterlässt von Vertrauen, Hoffnung und wohlwollender Nähe.
Vollende nun seine Freude im Glauben, seine Liebe zu dir und den Menschen und seinen Frieden. Wir danken dir für seine Art Mensch, Priester und Bischof zu sein. Amen.
Lied CD Voces 8 Lux aeterna 3’52
Anselm Grün schreibt folgendes:
Jesus argumentiert, dass unser Gott der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist. „Er ist jedoch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden“. Für die Juden war die Erinnerung an Gott immer auch die Erinnerung an ihre Väter im Glauben. Jesus sagt nun: Das ist keine bloße Erinnerung. Die Väter leben in Gott weiter. Denn wer in Gott lebt, der lebt immer, für den hat der Tod keine Macht. Wenn wir heute an Gott denken, so ist es immer auch der Gott unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Gott ist immer auch der Gott unserer eigenen Lebensgeschichte. Die Wurzeln unserer Lebensgeschichte, die wir in unseren Vorfahren haben, sind jetzt in Gott. Der jüdische und der christliche Gott ist ein Gott der Geschichte. Unsere Geschichte wird im Tod für immer in Gott hinein aufgehoben. Sie ist nicht bedeutungslos. Somit gehört auch unsere Geschichte wesentlich zu unserem Glauben. Denn in unserer Lebensgeschichte geschieht Glauben. Da lernen wir, an den Gott jenseits der irdischen Geschichte zu glauben.
Zugleich spricht Gott durch die Geschichte zu uns. Glauben heißt auch: aus den Wurzeln leben, aus der Lebens- und Glaubenskraft unserer Vorfahren. Es lohnt, unsere Wurzeln im Glauben unserer Vorfahren zu beachten und zu hüten. Das ewige Leben, das uns in Gott erwartet, ist auch die Verwandlung unserer menschlichen Geschichte in das ewige Jetzt Gottes.
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, lasst und während der folgenden Musik innehalten vor Gott und uns fragen: Was möchte ich in meinem Herzen bewahren vom Lebens- und Glaubenszeugnis unseres ehemaligen Bischofs?
CD musiques pour funérailles nr 1
Gebet
Dietrich Bonhoeffer schreibt:
Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines uns lieben Menschen ersetzen kann und man soll das auch gar nicht versuchen; man muss es einfach aushalten und durchhalten; das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost; denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden. Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie gar nicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt, und hilft uns dadurch, unsere echte Gemeinschaft – wenn auch unter Schmerzen – zu bewahren. Ferner: je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich. Man muss sich hüten, in den Erinnerungen zu wühlen, sich ihnen auszuliefern, wie man auch ein kostbares Geschenk nicht immerfort betrachtet, sondern nur zu besonderen Stunden und es sonst nur wie einen verborgenen Schatz, dessen man sich gewiss ist, besitzt; dann geht eine dauernde Freude und Kraft von dem Vergangenen
aus. … Vom ersten Aufwachen bis zum Einschlafen müssen wir den anderen Menschen ganz und gar Gott befehlen und ihm überlassen, und aus unseren Sorgen um den Andren
Gebete für ihn werden lassen.
Lied CD Reinhard Mey Lass das Ruder 3‘43
Für die Familie und Freunde, die um ihn trauern
Du betrauerst den Tod eines lieben Menschen. Gottes Segen möge dich in deiner Trauer trösten. In der Trauer verlieren wir oft den Grund unter den Füßen. Gottes Segen möge dir festen Grund schenken. Gottes Segen ist bei dir. Er hüllt dich ein wie ein schützender Mantel. Er umarmt dich, damit du dich von Gottes Liebe mitten in deinem Schmerz umarmt fühlst.
Die Trauer erschüttert dein Herz. Manchmal kannst du nicht klar denken, weil dir alles sinnlos erscheint. Gottes Segen erklärt dir nicht den Tod eines lieben Menschen. Aber Gottes Segen stärkt dich. Und du darfst vertrauen, dass Gottes Segen auch den Verstorbenen in seinem Sterben begleitet und ihn jetzt in seiner neuen Welt aufgenommen hat.
Gottes Segen öffne dir die Augen, dass du die Botschaft verstehst, die der Verstorbene in seinem Leben, Glauben und Sterben an dich richtet. Dann wirft auch der Verstorbene für dich zu einem Segen.
Gottes Segen verwandle deine Tränen in Dankbarkeit und deine Trauer in Freude über den Menschen, den Gott dir geschenkt hat, mit dem du ein Stück Leben und Glauben teilen durftest und der nun für immer für dich da ist, da er von Gott her für dich zum Segen wird.
So segne dich Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Lied CD Klang bilder der Liturgie nr 20 3‘08